Nach der ersten großen Welle versotteter Schornsteine, die vor Jahrzehnten mit der Umstellung von Kohle- auf Öl- oder Gasfeuerungen über das Land geschwappt ist, kommt es mit der zunehmenden Wiederentdeckung der Holzfeuerung in Heizkesseln, insbesondere aber auch Kaminen, Kachel- und Grundöfen sowie sonstigen „schnuckeligen“ Wärmespendern vermehrt dazu, dass reaktivierte Schornsteine versotten.
Ein versotteter Schornstein ist immer ein Problem …
Ursachen
Wie kommt es zu einer Versottung?
Bei Verbrennungsprozessen gleich welcher Art entstehen Abgase, die Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf enthalten.
Sofern die Abgase mitsamt der Feuchtigkeit dem Schornstein so zügig und mit so hoher Temperatur entweichen können, dass der Wasserdampf nicht an den inneren Schornsteinwandungen kondensieren kann, ist nichts zu befürchten.
Andernfalls kommt es zur Kondensation und Bildung schwefliger Säuren. Besonders kritisch wird es zudem dann, wenn die Abgase noch nicht bzw. nicht vollständig verbrannte Inhaltsstoffe enthalten.
Dieses Kondensatgemisch aus Teer und Schwefel zieht in die Wandungen des Schornsteins und tritt ab einem gewissen Sättigungsgrad auf der äußeren Seite aus.
Oberflächig zeigen sich dann stinkende, hässliche Flecken. In den Schornsteinwänden selbst kommt es durch die Reaktion des im Mörtel, ggf. auch in den Steinen enthaltenen Kalkes mit den schwefligen Säuren zur Bildung von Gips. Dieser wiederum reagiert mit der Feuchtigkeit und vergrößert sein Volumen. Die dabei auftretenden Kräfte können Mörtel und Steine auseinandertreiben und zu einer Zerstörung des Schornsteins bis zum Verlust der Standfestigkeit führen.
Eine meist umfangreiche und in der Regel nicht nur aufwändige sondern auch teure Sanierung oder Instandsetzung, u. U. auch ein Neubau ist die unausweichliche Folge.
In den seltensten Fällen ist die Verfeuerung von feuchtem Holz allein schuld an der Misere. Gleichwohl ist das Verbrennen sogenannten „grünen“ Holzes ein Frevel sondergleichen. – Die im grünen Holz noch enthaltene Zellflüssigkeit wird verdampft, wodurch viel Wärme vernichtet und der Verbrennungsprozess beträchtlich verzögert wird.
Nur ein Teil der aus den kochenden Zellsäften entstehenden Spaltprodukte sind brennbare Gase, die sich zwar in Verbindung mit Sauerstoff entzünden können, aber trotzdem zu keiner vollständigen Verbrennung führen. Kennzeichnend hierfür sind nicht am Holz haftende, sondern darüber schwebende Flammen. Am Flammenende bildet sich aus den nicht ausgebrannten Gasen ein Gemisch aus kleinsten Tröpfchen, das sich an kühleren Flächen niederschlägt.
Weitaus häufiger liegt die Ursache der Versottung jedoch darin, dass die Sauerstoffzufuhr gedrosselt wird, um die Abbrandgeschwindigkeit zu verzögern und damit die Ofenleistung zu reduzieren, länger Freude am Spiel kleiner Flämmchen hinter der Schauglasscheibe zu haben oder die Glut über Nacht zu halten, damit das Feuer morgens wieder bequem angefacht werden kann.
Abgesehen davon, dass durch die mit der Luftdrosselung einhergehende unvollständige Verbrennung nicht nur Energie vergeudet sondern auch die Umwelt belastet und damit der Öko-Vorteil nachwachsender Rohstoffe ad absurdum geführt wird, leidet auch der Schornstein.
Einem Holzfeuer im Ofen die Luft abzudrehen, es im wahrsten Sinne des Wortes zu erdrosseln, rächt sich!
Ein weiterer Grund für die Kondensatbildung kann sein, dass die Rauchgase trotz sachgemäßer Feuerung und passendem Schornsteinquerschnitt im Schornstein zu weit herunterkühlen.
Fast immer liegt es dann an Unregelmäßigkeiten am Schornstein selbst, die das Entstehen des erforderlichen Zuges erschweren oder sogar verhindern.
In den meisten Fällen sind Falschluftöffnungen die „Übeltäter“. Über sie strömt Kaltluft in den Kamin, die sich mit den Heizgasen vermischt und deren Temperatur herabsetzt. Häufige Falschluftöffnungen sind nicht ordnungsgemäß geschlossene Kaminputztüren im Keller, nicht in Betrieb befindliche Öfen mit geöffneter Luftklappe aber auch gesprungene bzw. durchlöcherte Schornsteinzungen in mehrzügigen Kaminen, alte nur unzureichend verschlossene Ofenanschlüsse oder vor Jahren am seinerzeit nicht mehr bestimmungsgemäß genutzten Schornstein angelegte Küchen- oder Badentlüftungen.
Falschluftöffnungen aufzuspüren verlangt in der Regel investigative Fähigkeiten, meistens auch Ausdauer.
Wenn sich trotz eifriger Suche nichts finden lässt, hilft nur noch ein probates Mittel:
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Das Abdrücken des Schornsteines.
Die geschieht wie folgt: Am Schornstein werden alle Ofenrohranschlüsse dicht verschlossen. Anschließend wird in der unteren Kaminputztür ein kleines aber stark rauchendes Feuer entfacht (gut eignet sich feuchte Holzwolle). Sobald sich am Schornsteinkopf der erste Rauch zeigt, wird die Schornsteinmündung mit einem Sandsack abgedeckt. Schon wenige Augenblicke danach werden Defekte und Löcher in den Schornsteinwandungen nicht nur riech- sondern auch sichtbar.
Die Durchführung der ganzen Aktion sollte aber auf jeden Fall dem Fachmann vorbehalten sein! – Vor laienhaften Versuchen wird ausdrücklich gewarnt!
Abhilfe
Wenn sich erste Anzeichen einer Versottung bemerkbar machen, sollte umgehend reagiert werden, um den Schaden zu begrenzen.
- Nur trockenes Holz verbrennen!
- Zuluft nicht drosseln!
- Abgas nicht drosseln!
- Falschluftöffnungen verschließen!
Instandsetzung, Sanierung, Erneuerung
Zur Behebung bereits entstandener Schäden kommen Instandsetzungen oder Sanierungen in Frage, unter Umständen ist jedoch auch eine Erneuerung unumgänglich.
Sofern die Versottung ihre Ursache nicht in einem zu großen Schornsteinquerschnitt hat oder bereits eine gravierende Schädigung des Schornsteines eingetreten ist, kommt eine Instandsetzung in Betracht.
Nicht zu verstehen sind hierunter kosmetische Behandlungen, wie z. B. das Überkleben der Flecken mit (Alu)Folien, sondern nachhaltige Maßnahmen.
Bewährt haben sich sowohl alte überlieferte „Hausrezepte“ als auch die Verwendung von Produkten der (bau)chemischen Industrie.
Hier das alte „Hausmittel“:
- Putz abschlagen,
- Mauerwerk mit Drahtbürste oder -besen reinigen,
- frischen Kuhdung (nicht aus Maisfütterung und ohne Strohbeimischung) mit Kalk (Sumpfkalk oder gelöschter Kalk) vermischt (Mischungsverhältnis 1 : 1) ein- oder mehrlagig vollflächig aufbringen,
- Putzen (mit Kalk- oder Lehmputz)
Alternative 1 für die v. g. Kuhdung-Kalkmischung
- 1 Raumteil Kalkhydratpulver auf 4 Teile breiigen, 3 Tage eingeweichten Kuhdung (nicht aus Maisfütterung und ohne Strohbeimischung) und 8 Teile sandiger Lehm
Alternative 2 für die v. g. Kuhdung-Kalkmischung (nur für leichte Versottung geeignet)
- 4 Raumteile Kalk, 1 Raumteil Magerquark, 10 Raumteile sandiger Lehm
Falls der Schornsteinquerschnitt zu groß ist, kommt man neben der vorab beschriebenen Instandsetzung um eine Sanierung nicht herum.
Hierzu ist ein Rohr in den Schornstein einzuziehen. Die Ausführung bestimmt sich nach der Feuerungsart bzw. Betriebsweise.
Sofern die Standsicherheit des Schornsteines schon mehr oder weniger beeinträchtig ist, helfen weder Instandsetzungs- noch Sanierungsmaßnahmen, d. h. eine Erneuerung ist unumgänglich.
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