Solidarische Landwirtschaft – was ist das? – Wozu das Ganze? – Wie geht das?
Nun, die Antworten sind ebenso umfangreich wie vielschichtig.
Fangen wir mit dem Grundsätzlichen an. – Im Kern geht es darum, soziale, wirtschaftliche und ökologische Aspekte bzw. Komponenten der Landwirtschaft zusammen zu führen, zu kombinieren und zu synchronisieren – nicht-industriell, ökologisch, sozial, marktunabhängig und damit zukunftsträchtig.
Solidarische Landwirtschaft ist also darauf ausgerichtet, die Versorgung von Menschen mit natürlichen Produkten sicherzustellen und dabei zugleich einen bedeutsamen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung von Natur und Umwelt zu leisten.
Getragen wird das Ganze vom Grundgedanken, weder sich selbst noch die Natur auszubeuten sowie unabhängig von Subventionen und dem Geschehen auf dem Weltmarkt zu sein.
Hinzu kommt auch der Wunsch bzw. Anspruch, eine vielfältige Landwirtschaft zu fördern und langfristig zu erhalten.
Im Zentrum des Interesses steht zudem, den Menschen neue Begegnungs-, Austausch-, Erfahrungsräume zu bieten und auch Wissen zu vermitteln.
Die gemeinschaftliche Erzeugung von natürlichen, gesunden, frischen Nahrungsmitteln im Einklang mit der Natur ist das große Ziel.
Der Vertrieb der Produkte erfolgt auf kurzen Wegen, innerhalb eines von den Erzeugern und Verbrauchern gemeinsam organisierten und damit für alle Beteiligten transparenten Wirtschaftskreislaufes.
Der große Vorteil liegt hierbei in der maximalen Unabhängigkeit vom Geschehen und den Entwicklungen auf dem Weltmarkt.
Bei so viel Unabhängigkeit stellt sich nun die Frage nach den wirtschaftlichen Aspekten.
Also, wie lässt sich ein so alternatives Konzept finanziell auf sichere Füße stellen?
Hier gibt es unterschiedliche Modelle der Finanzierung – angefangen von der „Basisversion“ bis hin zur „Wirtschaftsgemeinschaft“.
Gemeinsam ist allen Modellen, ganz gleich, wie sie ausgerichtet sind:
- Das Risiko des Anbaus wird gemeinschaftlich getragen.
- Die Arbeit des Landwirts wird gemeinsam von den Verbrauchern finanziert.
- Die Produkte werden am Ende aufgeteilt, ohne dass dabei Geld fließt.
Das jeweils individuelle Konzept ist zugeschnitten auf die Bedürfnisse der sich einbringenden Menschen sowie die natürlichen Gegebenheiten und Ressourcen.
Der persönliche Bezug schafft bzw. ist die Voraussetzung dafür, die gegenseitige Verantwortung ins Bewusstsein jedes Mitglieds der Solidargemeinschaft zu rücken. Jeder ist somit Teil des Ganzen.
Die im Voraus zu entrichtenden Beiträge werden auf der Basis von Vorausschätzungen berechnet.
Solidarische Landwirtschaft ist von der Ausrichtung her ein Wirtschaftsmodell, das allen Menschen dient.
Hier die Vorteile im Einzelnen:
- Produktion gesunder Lebensmittel mit garantiert maximaler Frische durch Ernte zur Reifezeit
- Verzicht auf jegliche Agrarchemie und genmanipulierte Saatgüter
- Artenschutz, Erosionsschutz, Gewässerschutz, Erhalt und Förderung der Biodiversität durch vielfältige, ökologische Bewirtschaftung
- Müllvermeidung durch radikalen Verpackungsverzicht
- Klimaschutz durch minimale Transportwege
- auch krumme Gurken und beinige Möhren werden verzehrt und nicht weggeworfen, weil nicht nach EU-Normen produziert werden muss
- gemeinschaftliches Heranführen und Sensibilisieren von Kindern an / für das natürliche Produzieren von gesunden Lebensmitteln
- verbesserte Einkommens- und Planungssicherheit für den Landwirt oder den Gärtner
Der letzte Punkt schafft optimale Voraussetzungen dafür, die Anbaumethoden weiter zu entwickeln in Richtung Permakultur.
Das ist wichtig für die Steigerung der Biodiversität, die Verbesserung des Wasserhaushalts und der Bodengare und damit letztlich für die langfristige Sicherung der Bodenfruchtbarkeit.
Erzeuger und Verbraucher genießen gemeinsam die Vorteile der sozialen Verbundenheit in der SoLaWi-Gruppe. Ganz nebenbei ergeben sich über Begegnungen während des gemeinsamen Arbeitens viele Gelegenheiten zur Entwicklung und Vertiefung individueller Kontakte, sozialer Kompetenzen und basisdemokratischer Verhaltensweisen.
Oft gelingt es den in einer SoLaWi-Gruppe verbundenen Menschen sogar, gemeinsam Anbauflächen freizukaufen und damit langfristig dem konventionellen und industriellen Anbau zu entziehen.
Die solidarische Landwirtschaft hebt sich somit deutlich von den konventionellen Bewirtschaftungsformen ab, denn sie hat sich „auf die Fahne geschrieben“,
- der Verseuchung der Böden und Gewässer durch Düngesalze und Agrargifte,
- der Verdichtung der Böden durch intensiven Maschineneinsatz und in Folge dessen der Verhinderung des Einsickerns von Regenwasser, daraus resultierenden Erosionsschäden, Überschwemmungen und Dürreschäden …,
- dem enormen CO2-Ausstoß bei der Herstellung von Düngemitteln, Spritzgiften, den weltweiten Transporten, endlosen Kühlketten …,
- der Freisetzung von großen Mengen an Lachgas aus den Böden, gefördert durch den enormen Stickstoffeinsatz sowie durch das Auftauen von Permafrostböden in Folge des mitverursachten Klimawandels,
- dem Artensterben, bedingt durch riesige Monokulturen ohne Feldgehölze und durch Gifteinsatz,
- den Millionen Tonnen an Verpackungsmüll jährlich,
- dem Einsatz von genmanipulierten Saatgütern und der dadurch möglichen unkontrollierten Einkreuzung in Kultur- und Wildpflanzen mit teilweise verheerenden gesundheitlichen Folgen beim Verzehr (Allergien!) und steigendem Bedarf an Spritzgiften,
- dem in der Summe aller vorgenannten Faktoren langfristig zu erwartenden Verlust der Bodenfruchtbarkeit, der Verwandlung von Landwirtschaftsflächen in Wüsten und Trockensavannen, dem Aussterben unzähliger Tier- und Pflanzenarten, letztendlich auch der Bedrohung der menschlichen Existenz
entgegenzuwirken.
SoLaWi – Gemeinsam mit- und füreinander für eine lebenswerte Gegenwart und Zukunft.
Schreibe einen Kommentar